Jux-Papiere

Eine amüsante Art von Wertpapieren mit unsinnigem Inhalt sind seit dem Ende der 1970er Jahre die Jux-Papiere, auch genannt: Spaß-Aktien, Gag-Aktien, Scherz-Aktien, Spenden-Aktien, Fun-Papiere, etc. Oft besagt schon der Name der Gesellschaft, was da auf einen so zukommt: Berliner Eisbein AG, Börsen Bubble Aktiengesellschaft, Deutsche Copperbank, Elephanten Actien-Gesellschaft, Erste Münchner Weisswurststopferei, Hanauer Holzschuh-Giesserei, Helgoländer Straßenbahn AG, Maut in Germany Aktiengesellschaft, Pleitegeier KG a.A. Konkurs-Gesellschaft auf Antrag, Tee-Lee-Komm – Aktiengesellschaft zur Sanierung notleidender Telekommunikations-Unternehmen, Villinger Bankenwunder und Wiesbadener Osterhasen AG.

Vorzugs-Aktie der Helgoländer Straßenbahn AG, Raubdruck von 1985

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Die bisher erfolgreichste Jux-Aktie ist das Aktienzertifikat der Helgoländer Straßenbahn AG. So entstand die Aktie:

Im Jahre 1979 hatten vier Börsenmitarbeiter der ADCA-Bank AG in Berlin die Idee, eine dekorative „Jux-Aktie“ der Helgoländer Straßenbahn AG herstellen zu lassen. Angeregt durch den Spaß der Börsianer, Neulinge in den April zu schicken mit der Frage nach einem Kurs der Helgoländer Straßenbahn, ist eine grafisch schöne Spaß-Aktie entstanden. Die Auflage sollte 2.000 Stück betragen, jedoch wurden die „Urkunden“ von der Druckerei in vier Päckchen à 530 Stück geliefert.

In der Investmentbranche ist es üblich, bei Börsengängen immer rund 5 % mehr auszuliefern, falls es zum Beispiel Mängelstücke gibt. Die Aktien von Nr. 1 bis 2.000 erhielten eine richtige laufende Nummer, die restlichen 120 Stück erhielten alle die Nummer 4711. Die Gesamtauflage betrug demnach 2.120 Stück. Taggleich wurden die „Aktien“ durch Mitarbeiter der ADCA-Bank zum Ausgabekurs von 10 DM im „Grauen Markt“ nach Beendigung der Sitzung an den Börsen „eingeführt“, in Berlin, Frankfurt/Main und Düsseldorf.

In Hamburg und München bemühten sich mehrere Freiverkehrsmakler. Die Gesamtauflage wurde tatsächlich sehr schnell verkauft. Leider hatten die verschiedenen dazu erschienenen Artikel in der Presse den Eindruck erweckt, es handele sich um eine offizielle „Wertpapieremission“ der ADCA-Bank. Auch wurde zum Teil vermutet, dass tatsächlich eine solche Gesellschaft bestehen würde. Dabei war es nur ein privater Spaß aus Berlin gewesen. Der seinerzeitige Vorstand der ADCA-Bank wurde auf seinen eigenen großen „Börsengang“ aufmerksam, zeigte jedoch Humor und erteilte seinen Mitarbeitern lediglich eine Rüge, da er vorher nicht unterrichtet wurde. Die Druckplatten wurden sofort nach Erscheinen der Aktien vernichtet. Dadurch war gewährleistet, dass keine Stücke mehr nachgedruckt werden konnten.

Allerdings gab es kurze Zeit später neben der offiziellen Jux-Aktie der Helgoländer Straßenbahn auch einen „Raubdruck“. Hier machte man es sich ganz leicht. Das Original wurde um 90 Grad zu einem Hochformat gedreht. Zur Unterscheidung wurde das neue Papier „Vorzugsaktie“ genannt. Dies bewies wie populär die „Helgoländer Straßenbahn“ war, denn man fälschte ja gewöhnlich nur gesuchte Dinge.


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