Fälschungen

Die Frage nach der Echtheit eines alten Wertpapiers ist immer die Frage, ob das Wertpapier tatsächlich im Umlauf war und inwieweit es ein Original ist. Ein mittlerweile weltweit entstandener stabiler, und teilweise hochpreisiger Markt für „Historische Wertpapiere“ zieht natürlich auch Spekulanten und Fälscher an. Gefälschte bzw. fiktive „Historische Wertpapiere“ sind alle zu betrügerischen Zwecken vorgenommene Nachdrucke, die nicht von den dazu autorisierten Wertpapierdruckereien hergestellt wurden.

Bei Echtheitsfälschungen wird versucht, ein Wertpapier in allen Einzelheiten wie Papier, Wasserzeichen, Druck, Siegel, etc. originalgetreu nachzuahmen. Fiktive Wertpapiere sind Phantasieprodukte; solche Wertpapiere hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Es gibt aber auch Verfälschungen. Das sind Wertpapiere bei denen das ursprünglich authentische Original verändert wurde. So gibt es beispielsweise Blanketten amerikanischer Wertpapiere, bei denen zum Zwecke der Täuschung und Wertsteigerung nachträgliche Eintragungen, wie Ausgabedatum, Namen, etc., vorgenommen werden. Manchmal werden amerikanische Blanketten auch als Geburtstagsgeschenk gekauft, um Namen und Datum des Geburtstagskindes darauf einzu-tragen. Ein Schelm der hier schlechtes vermutet. Ein einzigartiger Fall von Verfälschung bisher: Es wurden bei wenig dekorativen amerikanischen Autoaktien nachträglich Autoabbildungen in den Hintergrund der Aktien gedruckt.

Zur Beruhigung sei vorab gesagt: Falsifikate von Historischen Wertpapieren gibt es bislang nur in wenigen Fällen. Dass es bei alten Wertpapieren nur selten zu Fälschungen kommt, hat einen einfachen Grund: Gelaufene Wertpapiere sind einerseits durch ihre eindeutige Zuordnung über die Stückenummer und andererseits durch spezielle sicherheitsrelevante Druckverfahren für Wertpapiere (Druck von Stahlstichen, Guillochen-Druck, Offsetdruck, etc.), Prägesiegel, Wasserzeichen, Datierungen und Signaturen auf besondere Weise vor Fälschungen geschützt, anders als beispielsweise Briefmarken oder Münzen. Hinzu kommt: Die Anfertigung eines gefälschten Wertpapiers lohnt sich in der Regel nicht. Die Kosten dafür wären aufgrund der aufwendigen Druckverfahren höher, als das, was solch ein Stück im (kleinen) Sammlermarkt einbringen würde.

Auch ohne technische Hilfsmittel lassen sich erste Anzeichen einer Fälschung einfach erkennen. Dazu einige Tipps:

  • Prüfen Sie beim Wertpapier die Farbe, die Gleichmäßigkeit bei der Gesamtdraufsicht, die Beschaffenheit des Papiers (Glanz, Glätte, Rauigkeit, Papierstärke). Überprüfen Sie die Maße der Wertpapiere anhand von Angaben in Auktionskatalogen.
  • Trockensiegel: Tasten Sie beim Wertpapier das eingeprägte Trockensiegel ab. Der Prägestempel bzw. das Siegel muss fühlbar sein.
  • Sicherheits-Guillochen: Guillochen sind vielfach verschlungene Figuren aus feinen Linien, die nur mit Hilfe von speziellen Guillochier-Druckmaschinen angefertigt werden können. Überprüfen Sie dieses Sicherheitsmerkmal, ähnlich wie auch bei Geldscheinen.
  • Bei Wertpapieren jüngeren Datums sollte das Wasserzeichen der Druckerei erkennbar sein, wenn das Papier gegen das Licht gehalten wird.
  • Originalsignaturen: Vergleichen Sie Unterschriften berühmter Persönlichkeiten mit denen auf anderen Wertpapieren oder mit denen in Fachbüchern.

Beispiele für Fälschungen

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In den letzten 20 Jahren ist rund ein Dutzend gefälschter bzw. fiktiver Wertpapiere aufgetaucht. Hier einige Beispiele:

Gefälschte RM-Aktien der Brauhaus Sonneberg AG beim Amtsgericht vorgelegt

Die im thüringischen Sonneberg ausgegebenen Aktien über 500 RM (mit Prägesiegel und laufenden Nummern) sind gestempelt „Wieder ausgegeben auf Grund des außerordentlichen Generalversammlungsbeschlusses vom 30. September 1937. Bayerische Hypotheken- und Wechselbank Filiale Coburg“. Diese Aktien wurden in den 1990er Jahren von einem Bad Homburger Kaufmann gefälscht, um beim Amtsgericht im Rahmen einer Hauptversammlung das Quorum zur Wiederbelebung dieser Ost-Aktiengesellschaft zu erreichen. Die Aktien wurden sogar mit gefälschten Lieferbarkeitsbescheinigungen ausgestattet und machen einen verwischt wirkenden Farbdruck. Sie haben das im Wertpapierdruck untypische Wasserzeichen „Connoisseur“, das Prägesiegel wurde nicht zentriert eingefügt. Die Aktion des Kaufmanns war nicht von Erfolg gekrönt, der Betrug wurde aufgedeckt.


Kaiser-Frazer Corporation – aufgepeppte, verfälschte Aktien

Diese entwertete, blaue Namensaktie Nr. S012244 über 60 Anteile des amerikanischen Automobilherstellers Kaiser-Frazer wurde am 17. Juli 1946 in Nevada ausgestellt. Ein großes Lot dieser zunächst schlichten Aktien - da ohne Auto im Hinterdruck - konnte der schlitzohrige, in Florida lebende Numismatiker Grover Criswell vor rund 25 Jahren günstig erwerben. Criswell war Experte für Bonds und Banknoten der Konföderierten Staaten. Schnell merkte er, dass sich die abbildungslosen, langweiligen Kaiser-Frazer-Papiere nur schwer verkaufen ließen. Man konnte noch nicht mal erkennen, dass es sich hier um eine Automobilaktie handelte. Also beschloss er, die Aktien nachträglich aufzupeppen. Er besorgte sich die Abbildung eines Kaiser-Frazer-Automobils und beauftragte einen Drucker, diese Autoabbildung (nachträglich) in den Hintergrund der Aktien zu drucken. Das Ergebnis kann man oben bewundern. Später stellte sich heraus, dass auf den Aktien von 1946 auch ein erst 1954 erschienenes Kaiser-Frazer-Automodell abgebildet ist. Honi soit qui mal y pense! Die verfälschten Kaiser-Frazer-Aktien sind mittlerweile sammelwürdig und beginnen selten zu werden.


Vinos Gasificados Blanxart: ein Phantasiewert – fiktives Wertpapier

Aktien der Vinos Gasificados Blanxart mit laufenden Nummern über 500 Peseten, angeblich ausgegeben 11. Februar 1916 in San Sadurni de Noya bei Barcelona sind vermutlich Werbemuster einer Druckerei aus den 1970er Jahren. Gesellschaft und Wertpapiere sind fiktiv, also Phantasiepapiere.


Achtung! Gefälschte 1000$-Anleihen des Imperial Russian Government von 1916 werden betrügerisch angeboten!

Die Gold-Dollar-Anleihen der kaiserlich russischen Regierung (Imperial Russian Government) von 1916 sind gesuchte Papiere bei Spekulanten. Das zieht natürlich Betrüger an. Ich wurde 2010 von einem amerikanischen Anwalt gefragt, ob das oben abgebildete in den USA zur Kapitalanlage teuer verkaufte Anleihestück der russischen Regierung von 1916 echt und werthaltig sei. Ich hatte den Bond untersucht. Und siehe da: Es ist eine plumpe Fälschung! Wie kann man diese Fälschung erkennen?

  • Die grüne Farbe der gefälschten Bonds ist zu dunkel, wenn man sie mit echten Bonds vergleicht. Vermutlich handelt es sich um eine Farbfotokopie.
  • Die gefälschten Bonds wurden auf einem dicken Papier (ähnlich Pappe) kopiert, der Stahlstich ist nicht ertastbar.

Sollten Ihnen solche Bonds angeboten werden, informieren Sie bitte Herrn Hans-Georg Glasemann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Achtung! Gefälschte 1000$-Dawes-Anleihen werden betrügerisch angeboten!

Auch die Gold-Dollar-Anleihestücke des Deutsche Reichs von 1924 (so genannte Dawes-Anleihe) sind seit rund 15 Jahren gesuchte Papiere bei Spekulanten, da es bei solchen Wertpapieren in den USA eine Anzahl von Rechtsverfahren zur Rückzahlung der Bonds zum Goldwert gibt. Das zieht Betrüger an. Ich wurde 2010 beauftragt zu prüfen, ob einige in den USA angebotene 1000$-Dawes-Anleihen echt und werthaltig seien. Ein Bond mit der Seriennummer „C 107204“ wurde mir zu Prüfungszwecken übersandt (siehe oben). Ich habe den Bond untersucht. Es ist eine Fälschung! Wie kann man diese Fälschung erkennen?

  • Die grüne Farbe der gefälschten Bonds ist zu dunkel, wenn man sie mit echten Bonds vergleicht. Vermutlich handelt es sich um eine Farbfotokopie.
  • Die Kupons der gefälschten Bonds sind nicht vom Bond getrennt und schließen sich verkehrt herum an den Bond an. Bei den echten Bonds sind die Kupons vom Bond getrennt und mit einem Klebeband oben und vorderseitig fixiert.
  • Bei der Seriennummer wurde der Begriff „No.“ Falsch geschrieben. Der Abstand zwischen „No C“ und der Seriennummer ist bei den gefälschten Bonds zu groß.

Bei den deutschen Gold-Dollar-Bonds gibt es noch weitere Fälschungen. Zum einen gibt es von der oben beschriebenen 1.000 Dollar Dawes-Anleihe eine Fälschung von 2008 in extrem schlechter Papier- und Druckqualität. Zum anderen wurden 2012 gefälschte 1.000 Dollar-Bonds von 1928 der Stadt Frankfurt am Main (City of Frankfort-on-Main) angeboten; ein Gutachten entlarvte die Fälschung.

Sollten Ihnen solche Bonds angeboten werden, informieren Sie bitte Herrn Hans-Georg Glasemann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


The Cunard Steam-Ship Company, Limited: mit Riesendampfer - Fälschung

Diese rote Namensaktie mit der Nummer 6352 über 174 Anteile, angeblich ausgestellt in Liverpool am 16. September 1909 ist eine plumpe Fälschung bzw. ein fiktives Wertpapier der Cunard Steam-Ship Company – mit der Abbildung eines verkaufsfördernden Dampfers. Papier und Druck entsprechen nicht dem seinerzeitigen Verfahren. Vorderseitig flaches Präge-siegel und ein Cancelled-Stempel, rückseitig Stempel „DIS-PLAY“. Diese Aktien sind fiktiv, also reine Phantasiepapiere. Die normalerweise auf dem Sammlermarkt bekannten Originalaktien der Gesellschaft enthalten keine Abbildung und haben eine andere Farbe.


Montana Phonograph Company von 1889 - Fälschung

„Können Sie mir sagen, was eine entwertete Namensaktie der Montana Phonograph Company von 1889 mit Originalsignatur von Thomas Alva Edison wert ist“, will der Anrufer vom Düsseldorfer Gutachter für „Historische Wertpapiere“ Klaus Schiefer wissen. Er habe gelesen, dass Aktien mit Edison-Signaturen für mehrere Tausend Euro gehandelt werden. „Bei der Montana Phonograph handelt es sich wohl um eine seit Jahren bekannte Fälschung“, enttäuscht Schiefer die Hoffnungen des Anrufers.

Wie lassen sich solche Fälschungen enttarnen? Zunächst sollte man immer auf die Nummer einer Aktie achten. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurden amerikanische Wertpapiere direkt beim Druck und nicht mehr mit der Hand nummeriert. Das hat beispielsweise der Fälscher der Montana Phonograph nicht bedacht. Die zeitliche Einordnung ist auch hilfreich bei der Frage, ob es sich um Original- oder Faksimile-Unterschriften handelt. Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Wertpapiere noch mit Originalunterschriften signiert, während sich im 20. Jahrhundert mehr und mehr Faksimile, also gedruckte Signaturen, durchsetzten. Auch wenn der Fälscher der Montana Phonograph einiges nicht beachtet hat, war er scheinbar doch clever: „Auf der Rückseite der Aktie hat er den kleinen Vermerk „Display“ angebracht – was in etwa Nachdruck heißt“, bemerkt Schiefer. „Damit wollte er sicherheitshalber der hohen Strafe aus dem Weg gehen, die in manchen US-Bundesstaaten für Wertpapierfälschungen verhängt wird.“ Neben der gefälschten Originalsignatur von Edison haben diese Aktien vorderseitig eine gestempelte Briefmarke über dem Siegel, völlig unüblich bei Wertpapieren. Vermutlich handelt es sich bei diesen Fälschungen um nachträglich ausgestellte Blankostücke.


Chinesische Reorganisationsanleihe von 1913 - Fälschung

Die chinesische Reorganisationsanleihe von 1913 ist wohl allen Sammlern wohlbekannt. Sie ist ein Spekulationspapier. Vor 20 Jahren noch für 12 DM je Stück erhältlich, wird sie heute zu vierstelligen Dollarbeträgen gehandelt, insbesondere auf der Internetplattform ebay. Genau so schnell wie die Spekulation waren die Fälscher. Seit einigen Wochen werden gefälschte Reorganisationsanleihen bei ebay als echte Stücke angeboten. Der Sammler Martin Zanke aus Berlin konnte das oben abgebildete Stück erwerben. Wie kann man die Falsifikate erkennen? Das obige Papier ist in der Breite 15 mm und in der Höhe 26 mm kleiner als ein echtes Anleihestück. Der gefälschte Bond ist auf stärkerem, spröden Papier gedruckt. Der üblicherweise oben angeklebte Kuponbogen fehlt, hinter der Seriennummer ist ein * eingedruckt. Der rechte und untere Rand ist breiter als beim Originalpapier. Die Oberflächenstruktur der Fälschung ist glatt, im Gegensatz zur rauen Oberfläche des Originals.

Sollten Ihnen solche Bonds angeboten werden, informieren Sie bitte Herrn Hans-Georg Glasemann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Die oben erwähnten Falsifikate werden hin und wieder telefonisch oder auf verschiedenen Internetplattformen angeboten. Man kann sagen: Wo ausreichend hohe Gelder für spekulative oder seltene Wertpapiere gezahlt werden, da kann es auch zu Fälschungen oder fiktiven Wertpapieren kommen.

Historische Fälschungen

Eine abzugrenzende Art von Fälschungen sind „historische Fälschungen“. So existiert zum Beispiel eine 8%ige Staatsschuldverschreibung der Konföderierten Staaten von Amerika (Confederate States of America Loan) ausgegeben am 2. März 1863 in Richmond. Bei diesen 1.000 Dollar Bonds handelt es sich um eine zeitgenössische Fälschung aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. Solche sogenannten „Counterfeit Bonds“ sind, obwohl gefälscht, extrem rar und von Sammlern gesucht!


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